Großkonzerne beherrschen den Saatgut Markt – dabei gibt es Alternativen!
Deine Gurke, deine Kartoffeln und dein Brot haben mehr Gemeinsamkeiten, als du manchmal denken magst. Denn alle diese Lebensmittel verbindet, dass sie ihren Ursprung auf dem Acker in ihrer Saat finden. Dein gesamtes Leben basiert auf Saat und wer die Saat hat, hat dadurch auch die Macht! Das haben auch die großen Konzerne längst gewittert und versuchen mit perfiden Methoden, uns die Selbstbestimmung zu nehmen und sich die Saat unter den Nagel zu reißen. Du fragst dich sicherlich, wie so etwas möglich ist und warum dagegen keiner was tut. Das zu erklären ist relativ leicht, aber Schritt für Schritt.
Grundsätzlich basiert das Saatenprinzip darauf, dass der Bauer ein Teil seiner Ernte zurückhält, um daraus das Saatgut für die nächste Saison zu gewinnen. Doch ein Bauer, der diesen Prozess selbst erledigt, ist ein verlorener Kunde, denn er braucht ja nur einmal Saatgut zu kaufen und kann dann, wenn nicht eine komplette Fehlernte eintritt, seine Leben davon friedlich und fleißig bestreiten. Das ist natürlich ein Dorn im Auge der Industrie, da sie davon abhängig ist, dass Bauern immer wieder bei neue Saat beziehen. Geradezu verständlich ist dann, dass sich die Konzerne neue Methoden einfielen ließen, um den Bauer öfters zur Kasse zu bieten. Eine davon ist die sogenannte Hybridzüchtung.
Hybridsaatgut scheint auf den ersten Blick eine saubere Sache zu sein, weil es bessere Erträge und einheitlichere Früchte verspricht. Der Bauer kann also aus einer Ernte deutlich mehr Gewinn ziehen und erwirtschaftet sich einen Vorteil gegenüber dem alten Saatgut. Doch die Freude vom Bauer währt nicht lange, denn er kann bei Hybridsaatgut nicht einfach einen Teil der Ernte zurückhalten und dadurch ein neues Jahr bestreiten, sondern muss das Saatgut komplett neu einkaufen. Der Konzern kann nun erneut abrechnen. Darüber hinaus verkauft ihm der Konzern auch noch das passende Pflanzenschutzmittel.
Hybride werden geschaffen, indem Züchter die Elternlinien von Pflanzen über Generationen zur Selbstbefruchtung zwingen. Durch diese Inzucht übertragen sich erwünschte Eigenschaften wie Fruchtfarbe oder Resistenz sicher auf die nächste Generation. Doch bereits eine Generation später ist Schluss mit lustig: Die Hybridsorten verlieren nach einer Pflanzgeneration ihre Eigenschaften und das gewonnene Saatgut aus der Ernte ist nicht mehr für eine Aussaat geeignet oder bringt nicht die gewünschten Eigenschaften mit. Der Bauer muss komplett neues Saatgut kaufen. Das perfide ist, dass auch im Öko-Anbau Hybride eingesetzt werden dürfen. Keine Richtlinie verbietet diesen Einsatz, da ökologischer Anbau erstmal nicht nachhaltiger Anbau bedeutet.
Habt ihr Fragen zu diesem Prinzip? Dann stellt sie in die Kommentare!
Dir ist gerade sicherlich der Gemüseeinkauf aus der Hand gefallen und du fragst dich sicherlich, wie wir das Problem angehen können. Das ist nicht so einfach – immerhin halten nach einigen Fusionen und Übernahmen gerade mal vier Konzerne weltweit über 60 Prozent des Saatgutmarktes. Bio-Verbände und -Züchter warnen hingegen seit Jahren davor, dass durch diese Marktmacht immer mehr unsere Sorten und unsere Vielfalt eingeschränkt und unterdrückt wird. Gezüchtet wird, was Geld bringt, Züchter von alten und bunten Sorten werden verdrängt. Gerade einmal 30 Pflanzensorten ergeben 95 % der angebauten und verzerrten Gemüsesorten, dabei gibt es weit mehr als 30.000 Pflanzarten, die für den Menschen nutzbar wären.
Man könnte natürlich meinen, wieso ist das wichtig? Wenn die 30 Sorten alles abdecken, dann reicht das doch aus. Allerdings ist Vielfalt das, was wir in der Natur brauchen, damit das natürliche Gleichgewicht stimmt. Denn durch die Monokulturen verbreiten sich Pflanzenkrankheiten, die von den Bauern mit Gift bekämpft werden müssen. Passenderweise wird das gleich vom Konzern mit angeboten. Es verseucht unsere Böden und tötet unsere Insektenwelt, welche wiederum für die Bestäubung der Pflanzen notwendig ist.
Die Lösung liegt im Ursprung: Beim Saatgut selbst! Nur regionales Saatgut, welches „samenfest“ ist, hat Zukunft und bringt Besserung. Der Begriff “samenfest” bedeutet, dass die nachfolgenden Generationen der Pflanze die gleichen Eigenschaften mit sich führen, die auch schon die Elterngeneration hatte. Nur so hat der Bauer wieder das Zepter in der eigenen Hand und kann das anbauen, was Natur und Mensch gleichweise guttut. Vielfalt auf den Feldern ist unser höchstes Gut und sichert die Zukunft der folgenden Generationen.
Hannes Popken - Rankwerk
Hier geht es zum zweiten Teil unser Serie: Wer die Saat hat, hat die Macht! Teil 2