Baue selber mal Gemüse an, begrüne deine Stadt, gib Nahrung wieder den Stellenwert, den sie verdient und erfahre dadurch eine tiefere Verbundenheit zu deiner Umwelt. Das ist die Idee einer Stadt, die essbar ist.
Die "Grüne Revolution" macht's möglich: eine schier unendliche Fülle an Nahrungsmitteln füllen die Regale der Märkte in den Städten. Die momentane Idee der Landwirtschaft stützt sich auf diese sogenannte „Grüne Revolution“. Die Effektivität von Feldern wurde in den letzten Jahrzehnten durch den Einsatz von Maschinen, Herbiziden und Pestiziden und der Schaffung von Monokulturen erheblich gesteigert. Das massive Bevölkerungswachstum, die einhergehende Urbanisierung und technologischer Fortschritt waren ausschlaggebend für diese Entwicklung. Die Ertragssteigerung hat viele Vorteile mit sich gebracht und unseren momentanen Versorgungsstandard ermöglicht. Dennoch ist ein großer Nachteil der Ertragsteigerung die Verarmung unserer Landschaften zu Monokulturen, Verlust von Biodiversität und Umweltschäden. Wollen wir also auch in Zukunft eine hervorragende Versorgung unserer Städte gewährleisten und dabei eine nachhaltige Entwicklung anstreben, müssen wir die Versorgung der Stadt neu denken. Die Entwicklung von Utopien kann uns dabei helfen, Systeme der Zukunft aufzuzeigen. Eine dieser Utopien ist die „Essbare Stadt“, in der viele Nahrungsmittel unmittelbar an dem Ort hergestellt werden, an dem sie verbraucht werden. Die Zusammenführung von Stadtplanung und landwirtschaftlicher Planung kann also ein Element zur Lösung vieler Probleme darstellen.
Um die Utopie der essbaren Stadt greifbarer zu machen, reicht ein Blick in die Vergangenheit. Vor ca. 200 Jahren wurden Städte in Europa zum großen Teil durch Gartenbau innerhalb der Stadt versorgt. Selbst eine Metropole wie Paris hat sich durch ein ausgeklügeltes Frühbeet-System zu einem großen Anteil selbst versorgt. Die Frühbeete wurden durch Pferdemist, der alltäglich auf den Straßen von Paris anfiel, gedüngt. Künstlicher Dünger war damit schon mal nicht nötig. Ein weiterer Vorteil der Pferdemistdüngung war auch, dass durch die Wärme des Pferdemistes die Beete bereits früh im Jahr bewirtschaftet werden konnten. Wohin man auch blickte - die Stadt war voll von Gärten. Natürlich war die Auswahl an verfügbaren Nahrungsmitteln durch die Saisonalität begrenzter, aber es mussten keine weiten Wege zurückgelegt werden und die Landwirtschaft wurde im erheblichen Maße entlastet. Durch das massive Bevölkerungswachstum, die einhergehende Urbanisierung und den technischen Fortschritt entwickelten sich Stadtplanung und die Ernährungsplanung auseinander. Im Falle von Paris war es schon der simple Fakt, dass Pferde durch Autos abgelöst wurden und damit der Pferdemist wegfiel.
Dieser kleine Abriss soll kein Aufruf zu alten Zeit und reaktionärem Denken sein, sondern dazu ermutigen, außerhalb des bestehenden Systems zu denken. Alle jetzigen Zustände sind Teil einer Entwicklung und lassen sich aus dieser Perspektive auch in andere Richtungen verändern. Die Essbare Stadt schafft Bewusstsein für Nahrungsmittel, verkürzt die Transportwege, schafft grünere Städte und erzeugt eine tiefere Mensch-Umwelt-Beziehung. Konkret lässt sich die Stadt mit recht einfachen Mitteln und kleinen Veränderungen zumindest ein Stück weit essbarer gestalten. Hochbeete im Hinterhof, Kompostgefäße für die Küche, Permakultur in Nachbarschaftsgärten, Kita- und Schulgärten oder auch Vertikalbeete, die Verwaltungsgebäude emporklettern und so auch ganz bildlich die Stadt erobern.
Lasst uns gemeinsam aufbrechen und die Stadt der Zukunft gestalten! Lasst uns unsere Städte essbarer machen!
Die Utopie der Essbaren Stadt könnt ihr am 21. April 2018 in der Alten Mu in Kiel erleben und mitgestalten. An diesem Tag habt ihr die Möglichkeit, viele neue Wege der urbanen Lebensmittelversorgung in Vorträgen und interaktiven Workshops kennenzulernen. Denn gerade wo wenig Platz herrscht, bleibt viel Raum für Ideen!
Rankwerk präsentiert gemeinsam mit der Alten Mu den Festtag "Essbare Stadt" - denn für uns ist sie keine Utopie, sondern vielmehr die Stadt der Zukunft!
Weitere Infos zu den Workshops und dem Programm auf www.essbarestadt-kiel.de.