Mit dem Beginn der Gartenzeit poppt automatisch die Frage auf: Welche Erde soll ich verwenden? Und was ist eigentlich eine gute Erde? Die Vielfalt an unterschiedlichen Produkten ist groß und nicht eindeutig. Im folgenden Bericht geben wir euch eine kleine Orientierung im großen Dschungel der Erden, damit ihr beim nächsten Kauf eine gute Wahl trefft.
Altmodisch und trotzdem die Zukunft
Wir sind große Fans von der guten alten Erde! Natürlich gibt es viele „innovative“ Ansätze Pflanzen mit Nährstofflösungen zu versorgen. Diese Ansätze sind natürlich berechtigt und dennoch vernachlässigen sie einen wichtigen Punkt. Erde ist so viel mehr als eine reine Nährstoffbasis für Pflanzen. In ihr wimmelt es an komplexen Lebensstrukturen.
Als ökologisch bewusste Gärtner möchten wir unseren Pflanzen und dem Ökosystem die Möglichkeit der Entfaltung zu geben. Wer also biologisch gärtnern möchte, sollte im Ganzen denken und auch andere Lebewesen mit einbeziehen.
Im Fachhandel wird einem die große Diversität an Erden bewusst. Alles klingt ähnlich und ist doch irgendwie anders. Wer soll bei diesemDschungel an Produkten noch den Überblick behalten?!
Kommunikation Untertage
Ironischerweise ist die beste Erde auch gleichzeitig die Günstigste und Naheliegendste: die Erde im eignen Garten oder auf dem Acker. Diese Erde wird auch Boden genannt. Das verwobene biologische Netz innerhalb eines Bodens aus Humus und Mineralien, Microorganismen, Pilzen und Tieren funktioniert hier bestens. Es bietet deinen Pflanzen damit die beste Entwicklungs- und Lebensgrundlage. Der Boden, so lange er nicht durch den Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist, baut sich selbst auf, düngt sich selbst und speichert hervorragend Wasser. Er bietet den Pflanzen sogar die Möglichkeit durch Pilze an Wurzeln, den sogenannten Mykorrhiza, untereinander zu kommunizieren.
Ein toller Nebeneffekt eines gut funktionierenden Bodens ist auch der Humusaufbau. Pflanzen sterben ab und werden durch den Verrottungsprozess in Humus umgewandelt. Damit entstehen die Nährstoffe für die nächste Pflanzengeneration. Eine gute Nachricht: Dieser Prozess bindet eine Menge Kohlenstoff und kann damit ein wichtiger Pfeiler im Kampf gegen den Klimawandel sein.
Nun hat leider nicht jeder von uns einen Garten oder möchte gerne im Kübel, Hochbeet und ähnlichem Gärtnern. Was also nun? In einem kleinen abgeschlossenen Raum ist es nicht wirklich möglich, das eben beschriebene Netz zu simulieren. Ein biologisch funktionierender Boden ist im Kübel nicht darstellbar.
Gut gemischt ist halb gewonnen
Um eine erfolgreiche Ernte einzufahren, muss du nicht die komplexe Struktur des Bodens in den Kübel bringen. Dazu genügt eine gut gemischte Erde, die zumindest in der Zusammensetzung alle wichtigen organische und anorganische Zuschlagstoffe enthält:
Das Porenvolumen ist der Abstand zwischen den einzelnen Erdpartikeln. Man kann sich diese Poren wie die Lunge der Erde vorstellen. Hier befindet sich Luft, damit die Wurzeln einer Pflanze atmen können. Gleichzeitig funktionieren diese Poren wie ein Schwamm, denn sie halten das Wasser. Wenn es also regnet oder die Pflanzen gegossen werden, dann dringt das Wasser durch diese Poren ein und wird darin gespeichert.
Mit der Zeit verdichtet sich Erde und das Porenvolumen wird kleiner. Somit steht der „Lunge“ nicht genügend Atemluft zur Verfügung. Du solltest also immer mal wieder die Erde um deine Pflanzen auflockern. Viel gravierender für die meisten Hobbygärtner ist aber ein anderes Phänomen. Bekommt die Erde zu viel Wasser und kippt das Verhältnis Sauerstoff/Wasser, können die Pflanzen quasi ertrinken. Dieses Phänomen wird auch Staunässe genannt.
Beim Kauf im Fachhandel
Zurück zur Situation im Fachhandel. Unsere vielen Informationen helfen bei der Auswahl der Erde auch nur bedingt weiter. Natürlich sind sie aber wichtig, um zu verstehen, wieso man gute Erde braucht. Im Handel findest du jetzt viele unterschiedliche Mischungen, die sich in ihren Zusammensetzungen, in der Qualität des Kompostes und im Preis unterscheiden.
Der Preisunterschied wird am deutlichsten in der Qualität des Kompostes in der Erde. Um den Preis zu drücken, wird der Kompostierungsprozess immer öfter beschleunigt. Wenn ein Kompost im eigenen Garten für die Kompostierung ein Jahr benötigt, dann wird derselbe Prozess in Kompostierungsanlage auf wenige Woche runtergedrückt. Dadurch können die Bedingungen für einen vollständigen Kompostierungsprozess nicht ausreichend eingehalten werden. Auswirkungen können Schädlinge in der Erde sein, die später die Pflanzen befallen, wie zum Beispiel die Trauermücke. Du kannst eine gute Erde am Geruch erkennen.
Riecht die Erde nach Waldboden, dann hat die Kompostierung erfolgreich funktioniert. Schwebt beim Öffnen der Tüte eher ein leicht fauliger Geruch in der Luft, dann ist die Kompostierung zu früh abgebrochen worden bzw. ist in dem Prozess etwas schiefgelaufen. Der Ärger ist dann oft größer als die Freude über den gesparten Euro.
Für die Hobbygärtner von euch reichen zwei unterschiedliche Erdenmischung komplett aus. Da ist zum einen die Anzuchterde und zum anderen eine Pflanzerde. Welche das genau sind und worauf du bei der Auswahl der Erde achten solltest, beschreiben wir in Teil 2.